Sonntag, 30. Oktober 2011

Pakistan...

Bye Bye China!

Sallam' Pakistan - als der highway noch Asphalt hatte...

Pakistan ist, zumindest auf dem Papier, eines der kritischen Länder meiner Route. Interessant ist im Vorfeld, wie weit (wieder einmal) politische Berichterstattung in den Medien von den Berichten entgegen kommender Reisender abweichen. Keiner berichtet von Kidnapping, Taliban oder Gewaltakten der einheimischen Bevölkerung. Der Pessimist in mir warnt: Opfer der aufgezählten Freizeitaktivitäten trifft man wohl kaum. Meine Gefühle sind gemischt, aber meistens überwiegt - Gott sei Dank - die Neugierde über Angst und Pauschalisierung.  Von China (Norden) kommend, beginnt unsere (Jeremys (UK), Peters (D) und  meine) Reise mit der Überquerung des Karakorum über den sogenannten Karakorumhighway - der einzigen Verbindung zwischen China und Pakistan. Der Name "Highway" ist im vorliegenden Fall ein wenig irreführend und vielleicht symbolisch gemeint (der Autor konnte nicht herausfinden was eigentlich gemeint ist). Die staubige unasphaltierte Trasse schlängelt sich durch beeindruckende Schluchten vorbei an den höchsten Bergen dieser Erde (K2, Annapurna, Rakaposhi...), während die Aussicht zwischen atemberaubend und gigantisch hin und her schwankt. Nach der Überquerung eines gefluteten Tals per Boot erreichen wir unsere erste Station: das kleine Nest Karimabad im Hunza Valley zu Füßen des Berges Rakaposhi. Das Dorf ist ein Ort wahrer Entspannung und für mich ein kleines Wunder, denn bis auf ein paar Expeditionsteams und uns ist niemand da. Man hat zwar die ganze Zeit das Gefühl, dass vielleicht Nebensaison ist, da die netten Cafés und Souvenirläden ungewohnt leer sind, jedoch wird uns berichtet, dass dieser Anblick seit einigen Jahren der Normalfall ist. Als Folge der Geschehnisse des 11. Septembers gilt Pakistan als Ort, den man meidet, wenn man nicht gerade auf der Suche nach Ärger oder einer Ausbildung zum Terroristen  ist. Touristen bleiben da natürlich aus. Mit welcher Nachhaltigkeit das Image des Landes in den Medien zerstört wurde, ist beeindruckend und traurig zugleich. Allerdings muss man dazu sagen, dass nicht alle Teile des Landes den Frieden so hoch hängen wie die Bewohner des Hunza Valley. .. Neben der beeindruckenden Bergkulisse freuen wir uns auch über das gute Essen, das schon ziemlich indischen Flair aufweist. Der weitere Weg führt uns nach Islamabad, um auch mein letztes Visum zu ergattern. Mit jedem Kilometer, den wir weiter gen Süden fahren, steigt die Luftfeuchtigkeit bis man eigentlich gar nicht mehr genau sagen kann, was zuerst da war - das Wasser in der Luft oder der Schweiß auf der Haut. Die Hauptstadt Islamabad ist relativ langweilig und fügt sich damit ins Bild des Stereotyp 'Hauptstadt'. Nach erfolgreichem Abschluss der Visabeschaffung geht die Reise in östlicher Richtung weiter nach Lahore. Sowohl geografisch als auch kulturell ist man dann eigentlich schon so gut wie in Indien. Bevor es über die Grenze geht, verbringen wir noch einige Tage im wunderschönen Lahore und genießen ein letztes Mal die unvergleichbare Gastfreundschaft der islamischen Welt. Unser Gastgeber hat in jeder Situation noch ein Ass im Ärmel und führt uns kulturell und vor allem kulinarisch in völlig unbekannte Gefilde. Als es dann eines Morgens aufgeht in Richtung der indischen Grenze,   blicke ich zurück auf 3 Wochen voll großer Freude und bin gewiss zurückzukehren. Und plötzlich wird mir klar, dass das hier mein letztes Land, mein letztes Visum und die letzte Grenze  ist und ich nach 5 Monaten angekommen bin in diesem seltsamen großen Land voller Gegensätze und kleiner Wunder.


...hier kommt die Flut - Überschwemmung in Hunza...

Jeremy auf dem "highway"...
prime-time am Rakaposhi...

...Radeln  im Hunza Valley...

dusty roads..."Buckelpiste" meets highway?!


zurück in die Zivilisation...Lahore...






Samstag, 15. Oktober 2011

China...

full moon Irkeshtan



keine lupenreinen Vegetarier...

die Pamir-Show (Pik-Lenin-Gruppe)

...ich wache auf  und weiß (wie so oft in den letzten Monaten) nicht genau, wo ich bin... ach ja... immer noch diese Fahrradgeschichte...ich bin auf dem Weg nach China. C-H-I-N-A... dann kommt erst einmal lange nichts. Das ist neu. Ich bin seit genau 4 Monaten auf der Straße und mein vom Vollmond erhelltes Zelt steht auf dem Grenzpass (Irkeshtan) auf 3600 Metern. Draußen pfeifft der Wind, drinnen ist es kalt und das Wasser in meiner Flasche schmeckt eigenartig kristallin. Zum ersten Mal wird mir klar, dass ich nun wirklich weit weg von "zu Hause" bin. Wobei  ... Moment mal! Eigentlich ist doch China die Heimat meiner Gitarre, meiner Schuhe, meiner Hose, meines Zeltes.... die Liste wäre beliebig weiterführbar. Nur die Jacke kommt aus Bangladesh - ein Rebell. Mir scheint, als wäre ich schon vorher ein halber Chinese gewesen... zumindest was mein Konsumverhalten angeht. Das Visum gab es allerdings trotz meiner langjährigen Unterstützung der chinesischen Wirtschaft nicht.


Der Weg nach China fällt definitiv unter die Kategorie: MÜHSAM, da die Grenze von drei hohen Pässen abgeschottet wird. Dazu kommt noch, dass die Straße mitunter in einem sehr schlechten (bzw. sehr staubigen) Zustand ist, was für Fahrrad (und Fahrer) hier und da recht anstrengend werden kann. Die Landschaft allerdings ist atemberaubend schön. Das Überschreiten der Grenze fällt dann aber für chinesische Verhältnisse realtiv "unkompliziert" aus. Da ich kurz vor der Grenze beschlossen habe, alleine weiter zu reisen, habe ich auch endlich noch einmal einen Kulturschock ganz für mich alleine. Auf dem Weg zur Provinzhauptstadt Kashgar scheint jede Kommunikation zwischen mir und meiner Umwelt zu scheitern. Selbst auf nonverbaler Ebene (Hand-Fuss oder Tanzen des Namens ) ist nichts zu holen. Auch die Leute machen den Eindruck, als wollten sie gar nicht wissen, was hinter den hohen Bergen sonst noch so los ist. Nach Kashgar komme ich nur mit großer Mühe, da sich zu den für diese Breitengrade "normalen" Verdauungsstörungen noch Fieber und extreme Müdigkeit gesellen. Umso mehr freue ich mich dann endlich im Schlafsaal der Jugendherberge schlafen zu können. Als ich aufwache, stelle ich fest, dass neben mir noch 15 andere Radler aus der ganzen Welt vor Ort sind. Die meisten von ihnen sind mir bekannte Gesichter der letzten 7000 Kilometer. Im alternativen Fahrerlager ist die Stimmung recht ausgelassen, während die eine Hälfte krank im Bett liegt und die andere kulinarischen Köstlichkleiten - wie Schafshirn oder Hühnerfuss - hinterherjagt. Unter den Radlern treffe ich Jeremy aus England und Peter aus Deutschland, die beide in die gleiche Richtung unterwegs sind. Da die Chemie stimmt, beschließen wir, bis zur pakistanischen Grenze, die man momentan nur mit dem Bus erreichen kann, zusammen zu fahren. Und plötzlich fällt mir auf, dass ich auf der Karte eigentlich gar nicht mehr weit weg von Indien bin. Wäre da nicht der Karakorum und P-A-K-I-S-T-A-N

Sand zwischen den Zähnen...



Bye Bye C-h-i-n-a



Montag, 10. Oktober 2011

lieber Postbote....

...alle mal herschauen!

Liebe Freunde,
scheinbar hat Postkarte Nr. 2 nicht ihren Weg zu Euch gefunden und ist irgendwo in Zentral-Asien verschütt' gegangen. Da man nie so genau weiß, was die Post so treibt, bleibe ich optimistisch und hoffe, dass auch die 40 verlorenen Postkarten der zweiten Etappe eines Tages ihren Weg nach Europa finden werden. Sollten sie das nicht tun, gibt es eine Ersatzpostkarte aus Indien....schade ist es trotzdem. Was mich hingegen sehr freut ist, dass der Spendenstand seit der letzten Bilanz auf 1750 Euro gestiegen ist. Ich sage erneut: Danke!

Postkarte Nr.3 ist nun versandfertig und ich hoffe, dass die pakistanischen Brieftauben ihre Arbeit gewissenhaft erledigen werden. Da laut Aussage der Post einem Brief mehr Respekt entgegen gebracht wird als einer Postkarte kommt die nächste Ladung im (wenn auch etwas zu großen) Briefumschlag.

Bis dahin viel Spaß beim Lesen...

abwarten und Tee trinken...

Samstag, 8. Oktober 2011

Kyrgistan...

Taxi?

Prime Time



Kyrgistan wird inoffiziell als der wilde Teil Zentral-Asiens gehandelt und steht bei Liebhabern unberührter Natur und bei Hobby-Cowboys hoch im Kurs. Die auf  zwei Leute reduzierte Reisegruppe hatte eigentlich nur eine kurze Durchquerung des Landes im Osten vor, angesichts der beeindruckenden Landschaft beschließen wir jedoch, einen kleinen Ausflug ins Landesinnere zu machen. Ohne Räder geht die Reise mit Bus, Taxi, LKW und Viehtransporter ins schwach besiedelte Landesinnere - zu einem kleinen Biosphären-Reservat. Bewaffnet mit Zelt, Kocher und Kameras erreichen wir nach einer höchst abenteuerlichen Fahrt mit mehr oder weniger stark alkoholisierten Mitfahrern ein kleines Tal, das durchaus Drehortpotential für eine Neuauflage von Bonanza hätte. Auf dem Weg von der recht provinziell wirkenden Stadt Osh (zweit größte Stadt Kyrgistans) bis zum Ziel, dem kleinen Biosphären Reservat, wechselt die Landschaft vom kargen Braun in fruchtbarstes Grün. Die Berge werden höher, die Landschaft wilder. Kurz vor der Dämmerung werden wir von Benschek, einem in Moskau lebenden Kyrgisen aufgesammelt. Benscheks Familie gehören große Teile des Reservats und er nimmt uns die letzten Kilometer auf der Pritsche seines LKWs mit. Neben dem Verkauf von Honig, Milch und Obst aus Kyrgistan widmet er sich momentan dem Bau der ersten Moschee im Tal und läd uns "Heiden" dazu ein, die Baustelle zu besichtigen und mit den Handwerkern zu Abend zu essen. Da es keine gemeisame Sprache gibt, zieht sich die Kommunikation ein wenig in die Länge und schlussendlich landen wir in der Gästejurte auf dem Anwesen der Cartwrights. Glücklich über die niedrigen Temperaturen und die gute Luft schlafen wir ein und träumen schon wildeste Cowboy-Träume, während man in der Ferne die Schakale heulen hört. Am nächsten Tag bietet uns Benschek einen Ausflug durch sein Tal an. So verbringen wir einen ganzen Tag an einem der schönsten Orte, die ich bis jetzt gesehen habe. Das Herz des Reservats ist ein kristallklarer Bergsee, der dem paradiesischen Tal Fruchtbarkeit und Leben schenkt. Nachdem wir zahlreiche Fotos auf Postkartenniveau gemacht haben, wird uns die Ehre zuteil, mit einer Hand voll Biologen den See mit dem Boot zu erkunden. Danach geht die Tour per Auto weiter und Benschek, der am Steuer ein wahrer Teufelskerl ist, beweist uns, dass man mit dem Auto (Golf 3) wirklich überall hinkommt. Da doch die ein oder andere Schlammgrube selbst für das Ego des Maestro zu tief ist, schieben und drücken wir in regelmäßigen Abständen. Nach getaner Arbeit geht es am Abend zurück zur Farm und wir können - neben enorm vielen Fotos - einen total zerstörten Golf vorweisen…wo gehobelt wird, da fallen eben Späne. Benschek stört sich gar nicht am Zustand seines Autos, freut sich aber umso mehr über seine neuen Fotos, mit denen er den Tourismus im Tal ankurbeln will. Zum Abendessen kocht uns Hop-Sing Innereien vom Schaf und nach erfolgreichem Verdrängen des Gedankens, welches Fleischstück wohl welchem Organ zuzuordnen war, schmeckt der Eintopf sogar irgendwie ganz ok. Nach einer weiteren Nacht auf der Ponderosa kehren wir glücklich zu unseren “Pferden” zurück, um die Reise gen China auf uns zu nehmen.  


die Cartwrights und ich...
little John

der See...



wen man so trifft...


für ein gutes Buch ist immer Zeit...
bye bye mister!