Mittwoch, 14. Dezember 2011

india 3.0


...all done, rien ne va plus!
ab jetzt nur noch "zum Spaß"...
...ein herzliches Wilkommen!

Als ich Mitte Mai zum letzten Mal die Türe zum alten Studentenhaus in Wien verschloss, hatte ich eigentlich keine Ahnung, welche Überraschung das Leben in den nächsten Monaten für mich bereit halten würde. Das Fahrrad war gepackt, um damit nach Indien zu fahren. Mit an Bord war alles, was man zum Leben auf der Straße benötigt: Zelt, Schlafsack, Kocher, Gitarre und sogar Kletterschuhe waren mit dabei. Und auch der imaginäre Rucksack aus Ängsten, Vorurteilen, Allgemeinbildung und guten wie schlechten Manieren war im Laufe von 27 Jahren reichlich gefüllt und bereit dazu entsorgt zu werden. Die weit entfernte Ankunft in Varanasi war damals und in vielen großen und kleinen, überglücklichen und auch traurigen Momenten meiner Reise der einzige Fixpunkt eines Lebens, das sich um Schlafen, Radeln und die Suche nach Kohlenhydraten, Kalorien und Wasser drehte. Nach 154 Nächten auf dem harten Boden von 12 Ländern, 8500 Kilometern auf Asphalt-, Wüsten- und Passstraßen und mit zu- und manchmal unzumutbarem Essen erreiche ich Ende Oktober den heiligen Ort am Ganges, der neben vielen anderen Namen auch Varanasi genannt wird. Dort angekommen schlottern mir ganz schön die Knie. Aufregung - schwankend zwischen Euphorie und Angst - durchflutet meinen Körper. Gedanken und Erwartungen aus eineinhalb Jahren Vorbereitung warten darauf, mit der Realität abgeglichen zu werden. Und dann scheint sich der imaginäre Rucksack nach mehr oder weniger erfolgreichem Entleeren wieder füllen zu wollen. Was erwartet mich, wie verhalte ich mich richtig, was zum Teufel mache hich hier eigentlich?  Doch diesmal sollte die Tasche zu bleiben…

...Fragen über Fragen,
...hier und da ein Schulterklopfer,

Nach herzlicher Begrüßung des deutsch/indischen Personals treffe ich zum ersten Mal auf die Kinder, die mir als Willkommensgruß Blumengirlanden um den Hals hängen und mich  durch ihre einfache und liebevolle Art aus der verkopften, so furchtbar komplizierten Welt der Erwachsenen entführen und mir damit - in einer Art und Weise zu der eben nur Kinder in der Lage sind - jeden Anflug von Angst und Unsicherheit nehmen.


ehrliche Freude...

Nach der für Indien obligatorischen Segnung und dem Begrüßungsritual werde ich mit durchschnittlich 2 Kindern pro Hand durch die beiden Häuser der Organisation geführt und stolz präsentieren mir meine kleinen Freunde ihre Zimmer und gebastelten Dinge und damit den Ort, den sie ihr Zuhause nennen. Mit großer Freude stelle ich fest, dass auch meine bisherigen Assoziationen mit dem Begriff Kinderheim eines Updates bedürfen. In den nächsten spannenden 4 Wochen meiner Arbeit  mit den Kindern sehe ich - neben den normalen Alltagsproblemen heranwachsender Menschen - vor allem  Zusammenhalt, liebevollen und sozialen Umgang und ganz ganz viel ehrliche Freude und Heiterkeit. Tugenden, die vor dem Hintergrund der Vergangenheit und Geschichte der Kinder umso beeindruckender sind und die die eigenen Unannehmlichkeiten des Lebens so furchtbar klein erscheinen lassen. Der Start ist mehr als gelungen und mit einem guten Gefühl hänge ich die Radelhose an den Haken, tausche  Zelt gegen Hotelzimmer, um meine erste Nacht im heiligen Varanasi hinter mich zu bringen.  

....bunte Zimmer,

und viele kleine Geschichten...


Update: