Anhand  meiner Darstellungen der letzten eineinhalb Monate ist unschwer zu  erkennen, dass ich die Türkei mag. Ab und zu wage ich es jedoch auch  die rosa Brille, die man mir ununterbrochen aufsetzen will, abzulegen und  schaue kurz hinter die Kulissen. So frage ich mich häufig, wo denn  bei all den netten Onkels und Brüdern eigentlich die ganzen  Schwestern und Tanten sind. Mir fehlt der soziale Kontakt zur weiblichen  Bevölkerung, der meiner Meinung nach die Gesellschaft soviel reicher  macht. Die Frauen, die man trifft, sind starke und aufgeklärte  Persönlichkeiten, die man eher zufällig und äußerst selten trifft.  Aber es gibt sie und vielleicht brauchen Werte wie Emanzipation neben  starken weiblichen Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit auch ein  wenig Zeit. Was jedoch de facto nicht vorhanden und völlig indiskutabel  ist, ist der Umgang mit Müll. Wer mich kennt, weiß, dass ich alles  andere als ein Ordnungsfreak bin. Aber wenn man sieht, wie unreflektiert  hier mit Müll umgegangen wird, ist das schon sehr sehr traurig. 
Auch die hohe Militärpräsenz passt nicht nur nicht in mein pazifistisches Weltbild. Die Jugendlichen, die ich treffe, beklagen sich über die Gehirnwäsche und die schlechte und doch so vergeudete Zeit des Pflichtmilitärdienstes. Oft frage ich mich dann, ob die hohen Stacheldrahtmauern mit den schwerbewaffneten Soldaten hinter Sandsäcken vielleicht eher dem Zweck dienen, die Leute, die drinnen sind, vor dem Rausgehen zu hindern, als Fremde daran, die Basis zu betreten. Trotzdem finde ich die Türkei - oder den Teil, den ich sehen durfte - wirklich empfehlenswert und bin mir sicher zurückzukehren.
Die Hosentaschen voller   Dollars befinde ich mich auf den letzten Metern vor der iranischen Grenze und reflektiere noch einmal kurz die letzten sechs Wochen in der   Türkei. Ich muss sagen, dass ich wirklich tief beeindruckt bin von   diesem imposanten Land und den Menschen, die ich treffen durfte. Es   sind zu viele kleine Geschichten und zu viele Menschen, um hier alle zu   erwähnen. Allerdings sieht man durchaus auch Missstände, wenn man die rosa Brille des verliebten Reisenden mal ablegt.
Great - Phil's on the road again!
AntwortenLöschenSchau genau hin - egal ob oder mit welcher Brille. Ein berühmter Reisender sagte einmal, "die gefährlichsten Weltanschauungen haben jene Menschen, die nie die Welt anschauen."
Hallo Philipp, ich hoffe das du bald dein Visum für China bekommst, so eine "lange Pause" bringt dich sonst noch aus dem Tritt ;-). Gruß Klaus und danke für die schönen Bilder u. druckreife Berichte
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