Freitag, 25. November 2011

india 2.0...

"heilige" Unordnung auf den Straßen...(Quelle:blog.theentrepreneurschool.com)


Perfektion am Straßenrand...
der heilige Fluss...

fließt...


...die Vorahnung, dass Indien nicht unbedingt ein Ort ist, an dem man auf dem Fahrrad Frieden finden kann, hat sich auf dem Weg nach Rishikesh durchaus bestätigt. An die täglichen 5 Stunden im Sattel hat sich der Körper bereits gewöhnt, schlechte Luft und miese Straßen können uns auch nicht mehr aus der Reserve locken. Trotzdem versteht es der indische Verkehr, in einer bisher nie dagewesenen Form, das Letzte aus einem rauszuholen. In einer niemals abreißenden Lärmkulisse aus Hupen und den Lebensgeräuschen alter 2-Taktmotoren sind meine sensiblen Ohren am Abend  aufgrund der massiven Reizüberflutung ziemlich müde. Und auch wenn mir die letzten Monate sehr viel Freude gebracht haben, muss ich doch zugeben, dass ich mich sehr freue bald ankommen zu dürfen und die Radlerhose auf "bestimmte" Zeit an den Nagel hängen zu können. Nach Amritsar ist Rishikesh gleich eine weitere besondere Stadt in Indien. In den Ausläufern des Himalayas versteckt sich diese mehr oder weniger "kleine" Stadt. Da die letzten Tage nicht gerade unter die Kategorie Erholung fallen, genieße ich die Ruhe dieses Ortes und die Kühle des heiligen Flusses Ganges. Dass die Pause längst überfällig war, merke ich jedoch erst, als ich mir ein paar Ruhetage gönne. Der Körper antwortet darauf dankbar mit einer Grippe. Um das Projekt in Varanasi pünktlich starten zu können und nicht völlig fertig anzukommen, beschließe ich nach langem Hadern, für die letzten Kilometer auf die Eisenbahn zurückzugreifen. Dass die indische Bahn mit einer offiziellen Durchschnittsgeschwindigkeit von 55,7892345 km/h nicht unbedingt auf ICE-Niveau liegt, war mir klar. Allerdings war ich über die "Entschleunigung" dieser Dienstleistung dann doch etwas erstaunt, als ich nach 22 Stunden (für 750km) aus dem Zug purzel. Trotzdem war die Zugfahrt - vielleicht weil es die erste nach 5 Monaten war - ein schönes Erlebnis. Und  plötzlich stehe ich in der Stadt, welche die letzte dieser Reise sein soll... man könnte sagen: wir sind angekommen!

und fließt...

und schmeckt...Chapeau!

FINISH... beinahe!

Dienstag, 15. November 2011

india 1.0...


Namaste India...

Und plötzlich war da Indien...schon beinahe selbstverständlich und ohne große Aufregung erreichen wir Mitte Oktober die pakistanisch/indische Grenze in Lahore/Amritsar. Nach 12 Ländern und 8000km ist das eigentlich nichts besonderes mehr. Dennoch ist und bleibt der Länderwechsel und der damit verbunde Kultur- und manchmal sogar Weltenwechsel ein spannendes Highlight einer unroutinierbaren Routine. Die indische Grenze macht da keine Ausnahme, auch wenn sie für Ausländer die einzige Verbindung der beiden Staaten darstellt und die allabendliche Grenzschließung auf beiden Seiten in einer theatralisch höchst anspruchsvollen Darbietung beinahe darüber hinwegtäuschen kann, dass die Luft zwischen den beiden Ländern mehr als elektrisiert ist. Dass dies nun meine letzte Grenze, mein letztes Visum und mein letztes Land aus 5 spannenden Monaten ist, kommt mir erst später in den Sinn. Schließlich sind es immer noch stolze 1500km und Indien eilt  nicht gerade der Ruf voraus, besonders gute Fahrradwege zu haben. Wie dem auch sei, es ist schön, hier zu sein und ich freue mich über das, was ist und was kommen wird. Da dies ja bereits mein zweiter Besuch in Indien ist, fühle ich mich ein wenig vorbereitet, werde dann aber gleich auf den ersten Kilometern auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Auf dieses Land kann man sich nicht vorbereiten... Was mit den Gerüchen anfängt, die von überall her und in allen möglichen Kombinationen die Nase erobern, setzt sich in den Geräuschen des Lebens fort und findet letztlich in den Bildern und Farben, die man zu sehen bekommt, ihren Höhepunkt. Dabei schwankt jede Eigenschaft zwischen enorm abstoßend und überaus anziehend. An guten Tagen kann man große Freude daran finden, sich in dieser so furchtbar gegensätzlichen Welt umher treiben zu lassen. An schlechten Tagen erfordert es jedoch recht viel "contenance", nicht den Verstand zu verlieren.

ein guter Tag mit neuen Freunden..... (Quelle: Rozy Kennedy)

In Amritsar entspanne ich mich für zwei Tage und mische mich unter die zahlreichen Touristen, die nach dem Besuch in Pakistan eine ungewohnt sympathische Abwechslung darstellen. Als "Mekka" der gläubigen Sikhs ist Amritsar ein guter Ausgangspunkt, um nach so langer und intensiver und interesannter Reise durch die muslimische Welt in die religiöse Vielfalt Indiens eingeführt zu werden. Nach kurzer Rast im Goldenen Tempel und herzlicher Verabschiedung meiner Weggefährten tausche ich Turban gegen Fahrradhelm, um die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Mein Plan ist es, den Himalaya-Ausläufern im Norden Indiens bis zur heiligen Stadt Rishikesh zu folgen und dann von dort aus entlang des heiligen Flußes die heiligste aller Städte - Benares - zu erreichen. Man bemerkt: irgendwie hat hier so ziemlich alles einen mystischen und religiösen Hintergrund und jeder Ton, jeder Geruch und jede Geste sind Teil dieses bunten, niemals endenden "Gottesdienstes".