Samstag, 23. Juli 2011

... warten auf den Postboten ...

... so liebe Freunde, Etappe 1 ist dicht! Nichts geht mehr aus der Türkei! Ich muss zugeben, dass ich in Istanbul aufgrund der großen Resonanz, aber nur 8 gebuchten Postkarten-Abos ein wenig unsicher war, ob ich das Thema besser hätte kommunizieren sollen. Vielleicht mehr klare Ansagen, mehr kalte Aquise, mehr Marketing und mehr Web 2.0? Umso erfreuter habe ich nun zur Kenntnis genommen, dass, nach wirklich harten drei Wochen, die eine oder andere Karte dazu gekommen ist. Mit nun insgesamt 19 Abos muss ich nach 4015km, kurz vor der iranischen Grenze, noch einmal einen Extra-Basteltag einlegen. Da Kurdistan aufgrund der schlechten ''Publicity'' ein touristisch wenig erschlossener Platz ist, sind Postkarten hier ungefähr so schwer zu finden wie McDonalds und BurgerKing (nicht, dass ich danach gesucht hätte!).  Nichtsdestotrotz habe ich für alle Nachzügler einige wirklich schöne (alte)  Exemplare in harten Verhandlungen erstanden und sie durch das Recycling meiner Landkarte ein wenig aufgepeppt. Man könnte sagen, ich beherrsche die Kunst, aus nichts, nicht sonderlich viel mehr zu machen - in Teheran gibt's dann wieder ein einheitliches Format! Mit dem Ende der ersten Runde sind meine, von der Computertastatur entwöhnten, Finger wieder in der Lage den Gedanken via Kugelschreiber Ausdruck zu verleihen. Vom Krickel-Krackel und den Rechtschreibfehlern mal abgesehen. Zum Schluss bleibt nur noch die freudige Kunde darüber, dass Ihr (oder wir?!) 475Euro zusammengespart habt/-en. Zufrieden gehen wir also in eine neue Runde und hoffen, die Bilanz am Ende mit einer dritten Stelle verkünden zu dürfen! ... Bis dahin sage ich danke und hoffe, dass alle Karten Europa vor mir erreichen mögen.


der erste Rutsch



...danke!


Donnerstag, 14. Juli 2011

Schwarzmeerküste 2.0 (28.6 - 3.7)

im Fernsehen nichts Neues

Nachdem das Trio Samsun verlassen hat, geht es weiter und wir freuen uns kurzzeitg darüber, die Autobahn benutzen zu dürfen. Dieser Luxus verliert allerdings schnell seinen Reiz, denn die Landschaft ist flach und identisch und eigentlich bevorzugen wir ja seıt neuestem bergauf. Zum Glück beschert uns der Ozean eine leichte Brise von vorne. Also nicht völlig geschenkt. ... Und so fliegen wir auf unseren letzten Kilometern Schwarzmeerküste, wie die Wildenten hintereinander aufgereiht, gen Osten. Der Versuch, die Rennradfahrtechnik des ''belgischen Kreisels'' - die einem hilft, durch schnelles Wechseln der Windpostion, Kraft zu sparen - wird von meinen Velogenossen kritisch beäugt. Und so kämpft jeder so lange im Wind, bis dieser ihn zur Aufgabe zwingt... also eher eine türkische Runde als ein belgischer Kreisel. Eines Abends lernen wir auf der Suche nach einem adäquaten Schlafplatz den Polizeibeamten und Fahrradfan Cecil kennen. Er springt aus dem Auto und überzeugt uns innerhalb weniger Sätze, dass seine Singlewohnung genug Platz für die drei schmutzigen Musketiere bietet. Wir sagen spontan ja, denn schließlich ist der Mann Polizist und es klingt nach einer Menge Spaß. Durchaus dankbar schlafe ich an diesem Abend - nach unzähligen Radfotos unseres Sergeant Love - auf einer Spidermandecke im Wohnzimmer ein. Am Morgen gibt es ''bikers breakfast'' mit allem, was dazu gehöhrt. Und unser Gastgeber beschließt, die Ganoven von Ünye heute Vormittag sich selbst zu überlassen und uns ein paar Kilometer zu begleiten. Sein Dienstfahrzeug ist ein wirklich beeindruckendes Gefährt, das irgendwie eine Mischung aus Fahrrad, Panzer und Jukebox zu sein scheint. So fahren wir auf einmal im Quartett - angeführt  von einem Polizisten und musikalisch untermalt von der Gesängen der türkischen Ausgabe von Tina Turner - durch die Städte. Wieder wundere ich mich, was aus meiner 1-Mann-Tour geworden ist... und muss spontan an Forrest Gump denken, der auf seinem Lauf von immer mehr Leuten begleitet wird. Dieser Moment ist aber dann irgendwann vorbei, wobei wir uns bis zum Schluß nicht sicher waren, ob uns Cecıl nicht bis zum Ende seiner Tage begleiten wollte. İm schweizer Lager wurden schon eifrig mögliche Ausweichpläne für dieses worst-case Szenario gezeichnet.



die Jukebox und Sergeant Love




4 Velos für ein Halleluja

Als nächste vermeintliche Hürde steht das Iranvisum auf dem Programm, welches ich mir in der Küstenstadt Trabzon sichern will. Der iranische Konsul wird als Geheimtipp gehandelt und ist für seine unbürokratische Arbeitsweise bekannt. Da meine schweizer Kollegen bereits einen dreiwöchigen Marathonlauf für das iranische Visum in der Schweız zurückgelegt haben, trennen sich unsere Wege vorerst und Don Huan kämpft von nun an wieder alleine im Gegenwind. Da in der Türkei eigentlich jeder Tag ein Wochentag ist, fällt mir erst in Trabzon auf, dass Konsularbeamte für gewöhnlich am Wochenende nicht der Arbeit frönen. Im Klartext: ich warte bis Montag Morgen und nutze die Zeit, mein Türkisch und die Akkus aufzufrischen. Da der Konsul, auch wenn ich ihn nicht gesehen habe, seinem Ruf in nichts nach steht, ist die Reisekasse etwas leichter und der Pass um ein Visum reicher. Glücklich und zufrieden verabschiede ich mich dann nach ca. 1400 Kilometern und einem Anflug von Seekrankheit von der Schwarzmeerküste, um nach absolviertem Training die großen Berge in Angriff zu nehmen....

So schön kann Allein-Sein sein

Freitag, 8. Juli 2011

schwarzmeerküste... (17.6 - 28.6)

großes Interesse
ohne Worte
Mit der Überquerung des Bosporus in İstanbul sind wir offiziell in Asien angekommen - die Richtung stimmt also schon mal. Es ist schön, wieder auf der Straße zu sein, weil das Leben dort so angenehm simpel ist. Schlafen, essen und dazwischen ein paar Stunden in die Pedale treten. Letzteres ist an der Schwarzmeerküste ein äußerst mühsames Unterfangen. Die ersten tausend Kilometer bis zur Küstenstadt Samsun bescheren uns täglich zwischen 1000 und 2000 Höhenmetern in wirklich undankbarer Manier. Die Anstiege sind kurz und steil, ein Pass wäre eın wahrer Segen. Die Sonne tut ihr Übriges und heizt die Küstenstraßen auf, bis diese zur Mittagszeit an der Oberfläche eıne klebrige, stinkende Masse bilden, die am Reifen zerrt. Auf der anderen Seite offenbart uns die Schwarzmeerküste unzählige kleine Buchten, in denen schroffer Fels von grün-türkisem Wasser umzıngelt wird. Eindrücke, die durchaus Potential für ein Hochglanzplakat im Reisebüro hätten. Auch die Schlafplätze sind durchaus vorzeigbar. Die gewünschte Erholung schenken die kurzen Nächte aber nur selten, und manchmal fühle ich mich nach dem Aufstehen, als hätte ich am Vorabend zu tief ins Glas geschaut und danach noch ein Rendez-vous mit einem LKW gehabt. Nach den ersten 3 Çays des Tages ist jedoch alles wieder vergessen und der Körper funktioniert tadellos. Das İnteresse an den beiden Fremden ist nach wie vor ungebrochen und jeder versucht einem, trotz des bescheidenen gemeinsamen Wortschatzes, Informationen zu entlocken. Manchmal, aber nur manchmal, wünscht man sich einen tiefen, ruhigen Atemzug der Anonymıtät, die man aus den europäıschen Großstädten kennt. Jedoch verfliegt dieser Wunsch beim Gedanken darüber, wieviel Spaß einem dadurch entgehen würde. Neben dem wachsenden türkischen Fertigkeiten darf  auch im Englischen dazu gelernt werden. Intuıtion und Sprachgefühl erweisen sich als durchaus nützliche Tugend. Unser Favorit war die im Vorbeifahren ganz beiläufıg  gestellte Frage eines jungen Türken :  ''...where are you be boyfriend?'' Die Antwort sind wir bis heute schuldig geblieben, wobei die unterschiedlıchen Interpretationen nach wie vor rege diskutiert werden. Erschöpft, aber doch ziemlich braun und gestählt, erreichen wir Samsun, wo wir nach 1000km Küste Julians Freund Sam treffen. Nun geht die Reise erst einmal zu dritt weiter und ich wundere mich doch sehr darüber, was aus dem Plan, alleine zu fahren, eigentlich geworden ist. Das Leben ist eben voller Überraschungen und manchmal sprechen diese eben auch Schwitzerdütsch.

Ganz kurz möchte ich mich bei allen Lesern dieses Blogs bedanken. Es freut mich sehr, Eure Kommentare und Grüße zu lesen. Wenn's mal nicht so lustig zu geht, kann jede noch so kleine Zeile den Tag retten. Ich hoffe, Ihr habt Verständnis dafür, dass ich die Kommentare aus mangelnder Zeit  nicht kommentiere. Denn eigentlich verbringe ich doch schon wieder zu viel Zeit im Internet.


fish, fish, fish

WG-Zımmer in bester Lage abzugeben

12.30....Lunchtime



ohne Worte


die Richtung stimmt...