Donnerstag, 14. Juli 2011

Schwarzmeerküste 2.0 (28.6 - 3.7)

im Fernsehen nichts Neues

Nachdem das Trio Samsun verlassen hat, geht es weiter und wir freuen uns kurzzeitg darüber, die Autobahn benutzen zu dürfen. Dieser Luxus verliert allerdings schnell seinen Reiz, denn die Landschaft ist flach und identisch und eigentlich bevorzugen wir ja seıt neuestem bergauf. Zum Glück beschert uns der Ozean eine leichte Brise von vorne. Also nicht völlig geschenkt. ... Und so fliegen wir auf unseren letzten Kilometern Schwarzmeerküste, wie die Wildenten hintereinander aufgereiht, gen Osten. Der Versuch, die Rennradfahrtechnik des ''belgischen Kreisels'' - die einem hilft, durch schnelles Wechseln der Windpostion, Kraft zu sparen - wird von meinen Velogenossen kritisch beäugt. Und so kämpft jeder so lange im Wind, bis dieser ihn zur Aufgabe zwingt... also eher eine türkische Runde als ein belgischer Kreisel. Eines Abends lernen wir auf der Suche nach einem adäquaten Schlafplatz den Polizeibeamten und Fahrradfan Cecil kennen. Er springt aus dem Auto und überzeugt uns innerhalb weniger Sätze, dass seine Singlewohnung genug Platz für die drei schmutzigen Musketiere bietet. Wir sagen spontan ja, denn schließlich ist der Mann Polizist und es klingt nach einer Menge Spaß. Durchaus dankbar schlafe ich an diesem Abend - nach unzähligen Radfotos unseres Sergeant Love - auf einer Spidermandecke im Wohnzimmer ein. Am Morgen gibt es ''bikers breakfast'' mit allem, was dazu gehöhrt. Und unser Gastgeber beschließt, die Ganoven von Ünye heute Vormittag sich selbst zu überlassen und uns ein paar Kilometer zu begleiten. Sein Dienstfahrzeug ist ein wirklich beeindruckendes Gefährt, das irgendwie eine Mischung aus Fahrrad, Panzer und Jukebox zu sein scheint. So fahren wir auf einmal im Quartett - angeführt  von einem Polizisten und musikalisch untermalt von der Gesängen der türkischen Ausgabe von Tina Turner - durch die Städte. Wieder wundere ich mich, was aus meiner 1-Mann-Tour geworden ist... und muss spontan an Forrest Gump denken, der auf seinem Lauf von immer mehr Leuten begleitet wird. Dieser Moment ist aber dann irgendwann vorbei, wobei wir uns bis zum Schluß nicht sicher waren, ob uns Cecıl nicht bis zum Ende seiner Tage begleiten wollte. İm schweizer Lager wurden schon eifrig mögliche Ausweichpläne für dieses worst-case Szenario gezeichnet.



die Jukebox und Sergeant Love




4 Velos für ein Halleluja

Als nächste vermeintliche Hürde steht das Iranvisum auf dem Programm, welches ich mir in der Küstenstadt Trabzon sichern will. Der iranische Konsul wird als Geheimtipp gehandelt und ist für seine unbürokratische Arbeitsweise bekannt. Da meine schweizer Kollegen bereits einen dreiwöchigen Marathonlauf für das iranische Visum in der Schweız zurückgelegt haben, trennen sich unsere Wege vorerst und Don Huan kämpft von nun an wieder alleine im Gegenwind. Da in der Türkei eigentlich jeder Tag ein Wochentag ist, fällt mir erst in Trabzon auf, dass Konsularbeamte für gewöhnlich am Wochenende nicht der Arbeit frönen. Im Klartext: ich warte bis Montag Morgen und nutze die Zeit, mein Türkisch und die Akkus aufzufrischen. Da der Konsul, auch wenn ich ihn nicht gesehen habe, seinem Ruf in nichts nach steht, ist die Reisekasse etwas leichter und der Pass um ein Visum reicher. Glücklich und zufrieden verabschiede ich mich dann nach ca. 1400 Kilometern und einem Anflug von Seekrankheit von der Schwarzmeerküste, um nach absolviertem Training die großen Berge in Angriff zu nehmen....

So schön kann Allein-Sein sein

6 Kommentare:

  1. Hola phil,
    mit freuden lese ich die Neuigkeiten, bin schon sehr gespannt auf den Iran!
    Nach genauer Betrachtung des Fotos der 4 Musketiere kann ich mit Stolz sagen, dass dein Rad das Stylishte und vermutlich auch das leichteste der 3 ist... ;-)

    Viel Spass beim Radln!
    MAx

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  2. Zum außergewöhnlichen Fahrrad von Euch beiden sei die Lobeshymne von Max ergänzt:"Das Fahrrad bedeutet mechanische Vollkommenheit. Als der Mensch das Fahrrad erfand, erlangte er den Gipfel seiner Errungenschaften. ... Hier war einmal ein Produkt des menschlichen Gehirns, das für seine Benutzer vollkommen wohltuend wirkte und anderen weder Schaden noch Ärger brachte. Der Fortschritt hätte haltmachen sollen, als der Mensch das Fahrrad erfunden hatte." von Alan und Elizabeth West, Hovel in the hills, 1977.
    Teile uns doch mal die technischen Daten Deines Rades mit. Alles gepäck verdeckt den Einblick.
    Rahmen und Speichenbruch wünscht
    Papa Gerd

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  3. LAUF FORREST LAUF !!!!! Phil du bist großartig...die bilder und natürlich auch deine amüsante Wortakrobatik sind der hammer! ich freu mich, dass du kein HINTERRADLUTSCHER bist ( hab ich neu gelernt,ist eine typische redewendung unter fahrradfahrern) und wünsch dir noch viel Rückenwind!
    dicken kuss ala

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  4. Hallo Neffe

    Super, super Fahrräder gibts!! Die türkische Variante ist ja auch ganz nett,nur bei der Ausstattung fällt das Fahren bestimmt nicht so leicht. Gute Weiterfahrt...

    Ich drücke dich ganz doll

    Tante Nori

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  5. the beat goes on! and on and on and on and on... ;)
    Gute Reise weiterhin!
    güle güle...
    Alex

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  6. Hallo Philipp
    Vielen Dank für die Postkarte aus der Türkei. Wir lesen mit Begeisterung Deine Berichte.
    Charly und Irmel sind gerade zu Besuch bei uns.Auch von Ihnen ´liebe Grüsse.
    Dir noch eine gute Zeit und bestes Sitzfleich

    Christiana und Erwin

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