Mittwoch, 15. Juni 2011

Türkei 1.0 (1.6-3.6)




Merhaba Turkye
Nachdem ich nun wieder alleine unterwegs bin, fahre ich auf die Grenze zu, während sich die Sonne langsam gegen den feuchten Morgennebel durchsetzt. Der immer früher eintretenden Mittagshitze entkomme ich durch eine Siesta, die mittlerweile zum festen Tagesablauf gehört. Ich nutze die Gelegenheit, meine letzten bulgarischen Lew in Brot und Bananen einzutauschen und im Schatten einiger Baeume meine siebeneinhalbste Schicht Sonnencreme aufzulegen. Den Weg zum Grenzübergang kann man fast nicht verfehlen, da sich die LKW-Blechlawine aus aller Herrenländer kilometerlang vor dem Grenzposten auftürmt. Der Grenzbeamte ist sympathisch, kann jedoch kaum glauben, dass mein Gefährt es bis Indien schaffen wird. Zwischen dem ein oder anderen Nießer kann ich ihm auch versichern, dass  ich keine Drogen einführe und die roten Augen auf eine westliche Zivilisationskrankheit  zurückzuführen seien. Hinter der Grenze ist es, als betrete man eine neue Welt. Mit Bewunderung stelle ich fest, auf welche  kurzer Distanz sich Umwelt und Menschen verändern können. Die in Bulgarien noch grünen Felder sind hier bereits gold braun und schenken meinen Schleimhäuten ein wenig Frieden. Im Zentrum der Dörfer, die ich nun passiere, steht immer mindestens eine Moschee, welche - umringt von Teestuben und Supermärkten - dem geschäftigen Treiben mit Jahrhunderte alter Ruhe zu trotzen scheint.  Die männliche Landbevölkerung verbringt die heiße Mittagszeit meist in Teestuben oder beim Brettspiel. Meine Gegenwart wird scheinbar von jedem registriert und nicht allzu selten folge ich den zahlreichen Einladung zu Tee und Limonade. Die Leute sind sehr interessiert und suchen stets nach Möglichkeiten, mit mir ins Gespräch zu kommen. So kommt es auch vor, dass mir Mobiltelefone hingehalten werden, anderen anderem Ende die deutsche Verwandtschaft bereitwillig übersetzt, was der türkische Onkel zu sagen hat. Bei soviel "grundloser" Freundlichkeit schrillen dem Durchschnittseuropäer normalerweise die  Alarmglocken; man vermutet einen Hinterhalt und sucht den Haken. Ich beschließe jedoch, mich diesen Gedanken nicht weiter hinzugeben, und genieße die Gastfreundschaft. So lerne ich auch den Rentner Orhan kennen, der nach 49 Jahren bei Ford in Köln zum Urlaub in die Heimat zurückkehrt und zum Dolmetschen an die  Käsetheke gerufen wird. Neben einem Frühstück schenkt er mir mit seinem kölschen Dialekt ein wenig Erinnerung an Zuhause. Alles in allem ein Traumstart für mich in der Türkei!


Familie Storch im Morgennebel

 

Siesta...


Das Fernsehprogramm zur Prime Time


2 Kommentare:

  1. Phili mein lieber!
    Gut schaust aus, die roten Augen sind am Foto kaum zu erkennen, wird von irgendsoeinem Leuchten überdeckt... Muss wohl an der Kamera liegen :-)
    Wär cool einen Standort von dir zu erfahren, nur so für die Pins in der imaginären Landkarte. Außerdem so eine Art Kilometerstand wiedermal...

    Freu mich das da gut geht und die Länder immer ferner,dafür die Menschen immer näher werden.

    Beste Grüße, besonders ans Sitzfleisch!
    Max

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  2. Hey Phil!!!

    Ich finde du solltest bei Merian anheuern und fortan Reiseberichte schreiben! Deine Geschichten machen echt Lust auf reisen und ferne Länder! :-)

    Freut mich dass es dir gut geht und freu mich schon darauf wenn wir uns wieder sehn!

    Bis dahin: Gute Reise!

    Big hug vom riddler!

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