Dienstag, 20. September 2011

hello & goodbye Turkmenistan...

Sallam Turkmenistan

Die "neue" Route durch Zentral-Asien führt als erstes nach Turkmenistan. Die ehemalige Sowjet-Nation liegt nördlich der iranischen Grenze am Kaspischen Meer und war mir vor meiner Einreise überaus unbekannt. Die Visumbeschaffung verlief relativ entspannt, wenn man einmal davon absieht, dass man als Reisender nur das 5- (manch einer sogar nur das 3-) Tage Transitvisum bekommt. Auf der anderen Seite der Gleichung stehen 500 Wüstenkilometer auf schlechten Straßen. Bewaffnet mit Optimismus und Naivität lässt sich sagen, dass das schon möglich ist und auf der Landkarte gar nicht mal soo heiß anmutet. Zuerst dachte ich, es sei schon ziemlich unfair, nur so kurze Zeit bleiben zu dürfen... aus heutiger Sicht sei jedoch gesagt, dass es auch nicht wirklich viel mehr zu sehen gibt. Die Landschaft ist flach, sandig und karg - Wüste eben. In den Städten im Sowjet-Stil finden sich riesige, breite Straßen, die hier und da von protzigen Regierungsgebäuden oder Monumenten aus vergangenen Tagen gespickt sind. Da Gas und Öl im Überfluss existieren und für die ehemaligen Genossen so gut wie umsonst sind, drehen sich dem aufgeklärten Europäer auch in Turkmenistan beim allgemeinen Umgang mit Ressourcen die Augen. Mitreisende haben gar erlebt, dass der Gasherd - mit der Begründung, die Streichhölzer seien gerade aus - die Nacht über brennen gelassen wird. Öl und Gas sind zwar in der heutigen Zeit ein Garant dafür, dass der Rubel rollt, aber nicht immer ein Segen für die Umwelt.

Da Zentralasien eine Art Nadelöhr der Seidenstraße ist, trifft man eigentlich ständig irgendwen, dessen Route sich mit der eigenen deckt. Zu meinem Glück darf ich auf den treuen Windschatten und guten Humor meiner schweizer Freunde Jules und Sam zurückgreifen. Um die Quote zu heben, begleitet uns außerdem der bärtige Sebastian aus Unterfranken, der auf dem Weg nach Australien ist und sich bis zu seiner Ankunft in Sidney den Bart wachsen lassen will. Nach kurzer Zeit wird dann auch klar, dass der Iran im Spiel mit den Temperaturen bloß die Aufwärmrunde war. Unter Regie der turkmenischen Wüstensonne klettert das Quecksilber täglich in den unbeschrifteten Bereich meines Taschenthermometers ...die letzte Zahl ist 50... Auch die Nächte bleiben weiterhin warm. Sobald das Licht ausgeht und in der Himmelsmanege die Lampen angehen, kommen die interessantesten Zeitgenossen aus ihren Behausungen unter der Erde. Riesige Kellerasseln mit wilden Frisuren, kleine Skorpione und Ameisen aller Größenordnungen beginnen emsig ihr Handwerk. Der "gute" Radler liegt dann allerdings schon längst im Bett und träumt von Rückenwind, Kohlenhydraten und neuen Abenteuern. 150km vor der Grenze - mit noch einem Tag Rest-Visa und gebrochener Pedalachse im schweizer Lager - beenden wir solidarisch unseren Wüstenritt und lassen uns von zwei Militärtrucks bis Turkmenabad shutteln. Anfangs ein wenig geknickt über das jähe Ende unseres Unterfangens sind wir dann aber doch froh, wieder Bäume zu sehen. Unsere LKW-Fahrer sind ähnlich wie das turkmenische Volk: nett und auf eine angenehm zurückhaltende Art überaus gastfreundlich.



Das Team...

Die Straße...

Die Stromversorgung...

Die Beschilderung...




3 Kommentare:

  1. Unterhaltsame Geschichte aus dem Fahrerlager und zugleich interessantes Streiflicht eines eiligen Transits.

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  2. Lieber Phili, solltest du weiter vorhaben die Geschichten so lustig zu gestalten musst dus mir bitte mitteilen, ich muss dann die gewohnte Lesezeit verschieben(hab mich grad vor lachen mit marillenmarmelade angepatzt, bin aber schon im büro und kann die hose nimma umziehen)
    bin ja leider zur zeit ziemlich gehandicapt, eine kahnbein/radiusfraktur und der damit verbundene gips fesseln mich an die wirklich faden bereiche des lebens wo man nur eine hand(die linke) braucht...

    machs gut, happy cycling!
    Max

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  3. heeeeeeey phil!
    hoffe alles jut bei dir! hab deinen fb-status schon mit staunenden augen gelesen: china! welchen gürtel hast du eigtl in kungfu gemacht...? na, wir wünschen dir auf alle fälle guten appetit!
    in erwartung auf neue berichte
    fabian u anna

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